Achtsamkeit, engl. mindfulness, lässt sich auf verschiedene Arten und Weisen definieren: wissenschaftlich, religiös oder ganz pragmatisch. Eine der bekanntesten Definitionen stammt von Kabat-Zinn, nach dem die Achtsamkeit auf den gegenwärtigen Moment gerichtet und nicht absichtsvoll und nicht wertend ist.
Eine ganz einfache, pragmatische Definition der Achtsamkeit besteht aus zwei Komponenten: Akzeptanz und immer wieder Zurückkehren zu den Sinneseindrücken. Anders formuliert: Unser Gehirn produziert ständig Gedanken und Gefühle. Übe ich Achtsamkeit, kehre ich immer wieder zu den Sinneseindrücken zurück: Was ich gerade sehe/höre/schmecke/fühle etc. – und das auf eine akzeptierende Art und Weise. Ohne Wertung.
Ein achtsamer Mensch kehrt also viel öfter zur Wahrnehmung in der Gegenwart zurück als ein „normaler“ Mensch, der sich nichts dabei denkt, seinen Gedankenschwüngen und Gefühlsepisoden zu folgen, sich innerlich also von der Präsenz in der Gegenwart zu entfernen.
Es gibt eine Reihe wissenschaftliche Verfahren und Fragebögen, mit deren Hilfe man Achtsamkeit zu messen versucht. Auch mit Hilfe von MRT, also neurophysiologisch, hat man versucht, der Achtsamkeit im Gehirn auf die Spur zu kommen und den Ort zu lokalisieren, wo sich „im Hier-und-Jetzt-Sein“ abbildet.
Wie so viele Eigenschaften und Fähigkeiten, lässt sich auch die Achtsamkeit trainieren. Je öfter ich versuche achtsam zu sein, um so leichter wird mir das in Zukunft gelingen.
Man kann Achtsamkeit nicht einfach durch „Konzentration auf Etwas“ übersetzen. Wenn ich mich auf irgendetwas oder jemanden konzentriere, fokussiere ich meine Aufmerksamkeit auf diesen kleinen Teilbereich der Wahrnehmung, wie ein Zoomojektiv beim Fotografieren. Bei der Achtsamkeit dagegen verwende ich ein extremes Weitwinkel, halte also den Geist offen für Anderes.
(Prof. Dr. Dr. Martin Hörning)