Coping

In der Psychologie versteht man unter Coping die Gesamtheit von Bewältigungsstrategien, mit schwierigen, belastenden und überfordernden Situationen umzugehen. Coping wurde ursprünglich von dem Stressforscher Richard Lazarus in seinem transaktionalen Stressbewältigungsmodell (s. Stress) eingeführt. Im Rahmen der Bewertung von belastenden Situationen entwickeln Personen unterschiedliche Bewältigungsstrategien, die von den individuellen Eigenschaften und Möglichkeiten (körperliche, kognitive, mentale) der Person abhängig sind. Diesen Umgang mit den jeweiligen Situationen nennt man Coping. In der Psychologie und Stressforschung bekannte, generalisierte Copingstrategien sind Kampf, Flucht, Verleugnung und Totstellreflex und die damit einhergehenden Affekte wie z.B. Aggressionen.

Im Laufe seiner Lebens- und Sozialisationsgeschichte lernt der Mensch unterschiedliche Coping-Strategien. Erfolg und Misserfolg tragen dazu bei, gesunde oder pathologische (maladaptive) Copingstrategien im Umgang mit schwierigen Situationen anzuwenden.

Je nach Umgang mit stressbelastenden Situationen kommt es durch Lerneffekte zur Neubewertung von Situationen und dadurch auch zur Weiterentwicklung von Bewältigungsstrategien.

Der gesamte Ablauf des Coping-Prozesses ist im transaktionalen Modell von Lazarus nachvollziehbar dargestellt. Darin konzentriert sich Lazarus auf drei Phänomene: Stress, Appraisal (kognitive Bewertung) und Coping (Bewältigung). Alle drei Begriffe sind eng miteinander verbunden. Das Besondere am Transaktionalen Modell von Lazarus ist, dass nach seiner Auffassung Stress nicht per se existiert, sondern erst durch die Bewertung, also subjektive Einstellung einer Person für diese zum Stresserleben wird. Erst dann kommt es zu notwendigem Copingverhalten. Stress ist also immer in Beziehung zu einer Person zu sehen. Im Fokus steht die Beziehung zwischen Mensch und Umwelt. Das Zusammenspiel zwischen Stressoren und Reaktionen führt zu Stressreaktionen. Deshalb wird das Modell auch transaktional genannt.

Wie sich dieser Prozess im Einzelnen gestaltet ist nachfolgender Grafik zu entnehmen:

Von Philipp Guttmann – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=52299894

Eine Person wird mit einer Situation/Reiz aus der Umwelt konfrontiert. Diese Situation unterliegt einer primären Bewertung, die je nach Persönlichkeit sehr unterschiedlich ausfällt. Lazarus kategorisiert die Bewertung mit drei unterschiedlichen Faktoren: positiv, gefährlich oder irrelevant. Wird die Situation als gefährlich bewertet, also als herausfordernd, bedrohlich oder als Verlust, kommt es zu einer sekundären Bewertung und Analyse der verfügbaren Ressourcen. Es wird überprüft, ob die Person über ausreichende oder mangelnde Ressourcen verfügt. Stress entsteht, wenn nicht genügend Ressourcen zur Bewältigung der Situation vorhanden sind. Während der sekundären Bewertung wird zudem abgeschätzt, welche Bewältigungsmöglichkeiten vorhanden sind, um sich dem von der Person als Stressor definierten Reiz zu stellen. Dabei beeinflussen sich die primäre und sekundäre Bewertung gegenseitig.

Ist eine angemessene Abklärung und Analyse der möglichen Ressourcen erfolgt, kommt es zur Bewältigungsphase, also zum Coping-Prozess.

Lazarus unterscheidet drei Arten von Stressbewältigung: problemorientiertes Coping (problem-focused coping), emotionsfokussiertes Coping (emotion-focused coping) und bewertungsorientiertes Coping (cognitiv coping).

Problemorientiertes (instrumentelles) Coping

Das Erlernen neuer Fähigkeiten, um das Problem bewältigen zu können, das Einholen von Informationen, das Einfordern sozialer Unterstützung, gutes Zeit- und Selbstmanagement, Veränderung des Lebensstils, Wissensmanagement.

Emotionsbezogenes Coping

Veränderung der persönlichen Einstellung (kognitives Umstrukturieren), sich innerlich distanzieren bzw. die Situation akzeptieren lernen, Kompromisse entwickeln, sich ablenken, Entspannungstechniken anwenden.

Kognitives Coping

Entwicklung neuer Denkweisen, sich von alten pathologischen Verhaltensmustern zu distanzieren, sich auf neue Bewältigungsmuster einlassen und diese trainieren (kombiniert mit problemorientierten Copingstrategien).

Sinnvoll und normal ist, alle drei Copingstrategien miteinander zu verbinden.

Erfolgreiche Copingstrategien sind bei gesundheitlich beeinträchtigen Stressfolgen besonders entscheidend und daher im präventiven Bereich besonders gut einsetzbar. Erfolgreiche Copingstrategien sind erlernbar. Durch gutes Training können individuelle Coping-Ressourcen verstärkt und in den täglichen Ablauf eingebaut werden.

Heute ist die Copingforschung ein wichtiges interdisziplinäres Forschungsfeld in Psychologie, Sozialwissenschaften und Medizin. Sie setzt sich mit Fragestellungen auseinander, wie Menschen mit alltäglichen, aber auch kritischen Lebensereignissen umgehen und diese erfolgreich bewältigen.

Quellen:

Werde zertifizierter MSBB®-Präventionstrainer

Unsere Fort- und Weiterbildung zum MSBB®-Präventionscoach basiert auf der Philosophie der Achtsamkeit.
Mehr Informationen erhalten
cross