Bio-Psycho-Soziales Modell

Das heutige Menschenbild betrachtet den ganzen Menschen bio-psycho-sozial in seinem Gesundsein sowie Kranksein. Aktuelle Forschungsergebnisse aus der Neurophysiologie weisen darauf hin, „dass somatische Prozesse, emotionale und kognitive Prozesse sowie soziales Geschehen untrennbar miteinander verwoben sind“.

Das bio-psycho-soziale Modell der Gesundheit wurde in den 70er Jahren vom amerikanischen Internisten und Psychiater George L. Engel entwickelt und betrachtet den Menschen als Einheit von Leib und Seele. Körperliche und seelische Vorgänge werden als untrennbar angesehen und stehen in Wechselwirkung mit den Beziehungen, in denen eine Person seit der Geburt verankert ist. Es ist heute eines der einflussreichsten Modelle im Gesundheitsbereich. Engel geht davon aus, dass Gesundheit ein Prozess ist, bei dem körperliche, psychische und soziale Prozesse gleichzeitig stattfinden und sich gegenseitig beeinflussen.

Daraus folgt, dass es wichtig ist, den Menschen als Ganzheit zu betrachten, wenn es darum geht, Gesundheit zu fördern. Um gesund zu sein bzw. sich so zu fühlen (denn das ist letztendlich das Entscheidende), bedarf es positiver Impulse in allen Lebensbereichen.

Engel hat sich in seinen Forschungsarbeiten zunehmend mit der Schnittstelle von objektiven chemisch-physikalischen und ärztlichen Untersuchungsbefunden einerseits und den Beschwerdeschilderungen und subjektivem Krankheitserleben der Patienten andererseits beschäftigt. Dabei kam er zunehmend zu der Überzeugung, dass lebensgeschichtliche Krankheitsfaktoren in Vergangenheit und Gegenwart eine große Bedeutung beim Krankheits- und Gesundheitserleben haben. Seiner Erkenntnis nach greift also ein bio-medizinisches Krankheitsverständnis zu kurz. Erst das Zusammenspiel mit den sozialen Faktoren in Beziehungen, Familie, sozialem und Arbeitsumfeld, wie auch gesellschaftliche und kulturelle Rahmenbedingungen, die Umwelt insgesamt bilden das von ihm formulierte bio-psycho-soziale Krankheitsmodell.

Eine systemische, multiperspektivische Haltung und Herangehensweise ermöglichen ein Verständnis dieses komplexen Zusammenspiels von Umwelt und Organismus. Die subjektive Wirklichkeitskonstruktion des Einzelnen, die Wechselwirkungen zwischen Person und Umwelt, tragen zum Gesundheits- und Krankheitsgeschehen bei. Neue Erkenntnisse aus dem Forschungsgebiet der Epigenetik weisen zudem das permanente Wechselspiel zwischen genetische Ausstattung und Umweltbedingungen aus.

Die von der WHO 2001 eingeführte Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) legt ebenso ein bio-psycho-soziales Verständnis der funktionalen Gesundheit zugrunde und berücksichtigt den gesamten Lebenshintergrund von Betroffenen.

Das bio-psycho-soziale Modell der ICF zeigt die Folgen eines Gesundheitsproblems mit ihren Funktionsstörungen und Beeinträchtigungen für Aktivitäten und Teilhabe auf, gibt aber auch Strukturen für Lösungswege vor.

Dynamische Interaktion der ICF-Komponenten (ICF 2005, S. 23) (https://dista.uniability.org/glossar/icf-internationalen-klassifikation-der-funktionsfaehigkeit-behinderung-und-gesundheit/)

Die Grafik stellt dieses Zusammenspiel dar. Der wesentliche Nutzen der ICF besteht in der zugrunde liegenden bio-psychosozialen Betrachtungsweise der Komponenten der „Funktionsfähigkeit“, deren Beeinträchtigungen im Sinne von Krankheitsauswirkungen und in der Einführung von „Kontextfaktoren“

Zentraler Begriff der ICF ist die sogenannte funktionale Gesundheit. Danach gilt eine Person als funktional gesund, wenn vor ihrem gesamten Lebenshintergrund ihre körperlichen Funktionen einschließlich des geistigen und seelischen Bereichs und ihre Körperstrukturen allgemein anerkannten Normen entsprechen. Darüber hinaus sollte sie all das tun können, was von einem Menschen ohne Beeinträchtigungen der Körperfunktionen oder -strukturen sowie der Aktivitäten erwartet wird. Nur so ist die Partizipation im Sinne einer sozialen Teilhabe und der Teilhabe am Arbeitsleben gewährleistet.

Quellen:

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